Bank 1 Saar-Förderpreise Design 2017
Preisträger: Pablo Riedinger / Kommunikationsdesign; Viktoria Richter / Produktdesign; Katrin Neisius / Media Art & Design
Förderpreise der Bank 1 Saar zeichnen herausragende Design-Absolventen der Hochschule der Bildenden Künste Saar aus. Preisverleihung im Rahmen der Eröffnung des Wintersemesters 2017/2018 an der HBKsaar.
Die Bank 1 Saar vergibt gemeinsam mit der Hochschule der Bildenden Künste Saar Nachwuchsförderpreise für je eine herausragende Abschlussarbeit in den Studiengängen Kommunikationsdesign, Produktdesign und Media Art & Design an der Hochschule der Bildenden Künste Saar.
Die Preise, die 2017 zum dritten Mal vergeben werden, sind mit jeweils € 2.000 dotiert und werden durch die Vereinigung der Förderer der HBKsaar koordiniert.
„Die Förderung junger, kreativer Absolventen sehen wir als einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Zukunftsfähigkeit unseres Landes – kluge, engagierte Köpfe wie unsere Preisträger sind in der Nach-Montan-Ära die wichtigen Erfolgsfaktoren“, so Kurt Reinstädtler, Vorstandsmitglied der Bank 1 Saar.
Eine Jury, der, neben Bank 1 Saar-Vorstandsmitglied Kurt Reinstädtler, die HBKsaar-Professoren Burkhard Detzler, Katrin Greiling und Ivica Maksimovic sowie der kunst- und kulturwissenschaftliche Vorstand der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, Dr. Roland Mönig, angehörten, ermittelte die Preisträger in den Studiengängen Kommunikationsdesign, Produktdesign und Media Art & Design.
Im Rahmen der Eröffnung des Wintersemesters 2017/2018 an der HBKsaar, am 16. Oktober 2017, wurden die Preise durch Kurt Reinstädtler überreicht.
„Wir freuen uns sehr über dieses außerordentlich wichtige Engagement der Bank 1 Saar“, so Prof. Gabriele Langendorf, Rektorin der HBKsaar. „Dass eine renommierte Institution, wie die Bank 1 Saar, Absolventinnen und Absolventen unserer Hochschule mit diesen Auszeichnungen unterstützt, setzt ein deutliches Zeichen der Wertschätzung hinsichtlich der hochwertigen Design-Ausbildung in Saarbrücken.“
Die Jury begründete ihre Entscheidungen wie folgt:
„Für seine hochkomplexe und in besonderem Maße gesellschaftlich relevante Diplomarbeit ‚Flugblatt an die Heuchler. Und wie sie den Rassisten in die Hände spielen.‘ wird Pablo Riedinger mit dem Bank 1 Saar-Förderpreis Design im Studiengang Kommunikationsdesign ausgezeichnet.
Mit seinem mutig-polarisiernden und herausfordernden Konzept bezieht sich Pablo Riedinger auf die subversiven Aktionen der studentischen Widerstandsgruppe ‚Weiße Rose‘ im Dritten Reich und entwirft unter der Überschrift ‚An die Heuchler‘ 100 verschiedene, hochwertig gestaltete Flugblätter gegen rechtsradikale Tendenzen in unserer Gesellschaft. Bewusst entscheidet sich Pablo Riedinger für das, gemessen an den aktuellen Nachrichtenmedien, anachronistisch anmutende politische Agitationsinstrument des Flugblattes. Im Gegensatz zu den sich viral im Internet und den sozialen Netzwerken inflationär und ungeprüft verbreitenden Fake-News verkörpert das Flugblatt einen Aspekt der Entschleunigung und zugleich der materiellen Verfestigung einer Aussage. Mit seinen analog mit Schreibmaschine verfassten prägnanten politischen Botschaften, hintersinnig formulierten gesellschaftlichen Fragestellungen und provozierenden Statements, setzt Pablo Riedinger ein deutliches Zeichen gegen Rechtextremismus und gegen jegliche Form von Intoleranz und gesellschaftlicher Ausgrenzung. Pablo Riedinger bezieht unmissverständlich Stellung und fordert zur Auseinandersetzung mit unbequemen Themen auf.
Begleitet wird die Flugblatt-Aktion von einer online-Spendensammlung für die Arbeit der Weiße Rose-Stiftung. Mit seinem Konzept wurde Pablo Riedinger mittlerweile auf verschiedene Festivals eingeladen, was zusätzlich die außerordentliche Qualität der Arbeit unterstreicht.
Für ihre auf einer umfangreichen Material- und Motivrecherche basierende Diplomarbeit ‚Mimikri & Mimese – Über biologische Vorgänge und was Design daraus lernt‘ wird Viktoria Richter mit dem Bank 1 Saar-Förderpreis Design im Studiengang Produktdesign ausgezeichnet.
Inspiriert von den Prozessen der Mimikry und Mimese – der Tarnung und Täuschung – in Flora und Fauna entwickelt Viktoria Richter einen bi-funktionalen Staubsauger, der, über seine Anwendungsmöglichkeit als Haushaltsgerät hinausgehend, auch als Möbelstück nutzbar ist. Nach dem Vorbild des Rotaugenlaubfrosches, der im aktiven Wachzustand die Erscheinung eines giftigen Pfeilgiftfrosches imitiert und der im passiven Schlafmodus mit dem Laubwerk verschmilzt, entsteht in Prozessen der funktionalen Ableitungen der Staubsauger ‚James‘, der im aktiven Zustand als Reinigungsgerät dient und der sich bei Nichtbenutzung als Beistelltisch ‚tarnt‘.
Mit dieser Variabilität des Form-Funktion-Zusammenhangs ist das Produkt multifunktional nutzbar und insbesondere für kleinere Wohneinheiten eine formschöne Bereicherung.
Viktoria Richter überzeugt mit ihrer systematisch-konsequenten Analyse, die zu einem intelligenten, an bionischen Verfahren orientierten Produkt führt, das sowohl in der Objektgestaltung als auch hinsichtlich der technischen Umsetzung von hoher Qualität ist.
Für ihren hervorragend recherchierten und sehr sensibel gestalteten Interviewfilm ‚Zeit Punkt – Anfang, Ende und das Dazwischen‘ wird Katrin Neisius mit dem Bank 1 Saar-Förderpreis Design im Studiengang Media Art & Design ausgezeichnet.
Katrin Neisius thematisiert die Schlüsselsituationen des Lebens: den Beginn, mit der Geburt und das Ende mit dem Tod. Wann beginnt das Leben, wann endet es und bestehen zwischen diesen beiden Polen etwa auch Gemeinsamkeiten? Für ihre Arbeit befragt Katrin Neisus Vertreterinnen und Vertreter von Berufsgruppen, die in ihrem Alltag professionell mit dieser Thematik befasst sind – Hebammen und Pflegefachkräfte in Hopizen – und fasst die Aussagen der Interviewpartner in einem aussagekräftigen Dokumentarfilm zusammen. Fünf Menschen sprechen über ihre subjektive Wahrnehmung von Geburt und Tod und offenbaren dabei authentische Erlebnishorizonte, die über die individuelle Erfahrung hinausgehen und allgemein menschliche Fragestellungen zu ‚Anfang, Ende und dem Dazwischen‘ thematisieren.
Katrin Neisius verzichtet auf die Darstellung des Arbeitsalltags und konzentriert sich vollends auf die Interviews. Der Film wird durch reduzierte Animationen gegliedert und durch einen wohl überlegten Schnitt strukturiert. In minimalistischer Gestaltung gelingt Katrin Neisius so ein hohes Maß an inhaltlicher wie auch atmosphärischer Verdichtung und damit eine angemessene Annäherung an zentrale Fragen des Lebens.“