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Hell, Anke: Wir sind der Bliesgau!

Konzeption eines übergreifenden Erscheinungsbildes.


Popp, Heinrich (Prof.)    Kommunikationsdesign    Diplom  2004 SS   

 

Die typische Landschaftsform des Bliesgau wurde über Jahrtausende hinweg von den Menschen gestaltet: Weiden, Wiesen, Äcker, Hecken, Wälder wechseln sich auf engstem Raum ab. Diese Form der Bewirtschaftung nimmt europaweit immer mehr ab, was fatale Folgen für die einheimische Flora und Fauna hat. Diese Landschaftsformen gilt es zu erhalten und nachhaltig zu bewirtschaften. Der Bliesgau erfüllt alle Kriterien, als Biosphärenregion anerkannt zu werden. Eine Biosphärenregion ist allerdings kein Schutzgebiet, sondern trägt dazu bei, die traditionelle Bewirtschaftung und Gestaltung der Landschaft zu erhalten.

Die schützenswerten Naturräume und auch die Kulturgeschichte der jeweiligen Region müssen den ortsansässigen Menschen stärker ins Bewusstsein gerufen werden. Denn nur was man kennt, über das man informiert ist, kann man auch schützen. Es muss den Menschen ihre Identität bewusst gemacht und die Akzeptanz des Naturschutzes nähergebracht werden. Das alles ist nicht nur Aufgabe der Naturschutzorganisationen, sondern vor allem der Kulturinstitutionen und der Politik.

 

Was der Bliesgau für das Projekt Biosphärenregion braucht, ist ein übergreifendes Erscheinungsbild, das die Region repräsentiert und flexibel einsetzbar ist. Es muss sowohl als Briefkopf als auch als Gütesiegel für Obst oder Kennzeichnung für Wanderwege einsetzbar sein. Es muss für jeden zugänglich sein, da alle mitmachen können. Darüber hinaus wird eine größere Kampagne zur Sensibilisierung gestartet, die nur im Bliesgau läuft und in jedem noch so kleinen Ort präsent ist. Geeignet sind dafür Plakate im Format DIN A2 oder DIN A1, die auch in Schaufenstern aufgehängt werden können, da natürlich nicht in jedem Dorf Citylights zur Verfügung stehen. Eine weitere Möglichkeit sind kleine Handzettel, sie können in jedem Blumenladen oder auf jeder Metzgereitheke ausgelegt werden.

Über die entsprechend gestaltete Website können Informationen und Erscheinungsbild jedem zugänglich gemacht werden. Ein Verein, der kein eigenes Logo hat, kann sich so nach außen präsentieren, langsam entsteht ein einheitliches Bild, das Zeichen wird über die Landesgrenzen hin bekannt. Durch verschiedene Module, die man herunterladen, bzw. bestellen kann, sind das Zeichen und das Erscheinungsbild vielseitig verwendbar. Ein Landwirt kann seine Erzeugnisse auf dem Wochenmarkt in Saarbrücken kennzeichnen, ein Schreiner kann seine Produkte mit einem Brennstempel versehen, eine Gemeinde kann ihre Zugehörigkeit zur Biosphärenregion auf ihrem Briefkopf kenntlich machen. Den Gestaltungsmöglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt.

 

Entwicklung des Zeichens

Das Logo zeigt ein keltisches Fabelwesen, das auf dem Deckel der Röhrekanne steht, die in Reinheim im Fürstinnengrab gefunden wurde. Was die Figur zu bedeuten hat, ist bis heute nicht ganz klar. Man geht davon aus, daß es ein mythologisches Mischwesen darstellt, dessen bärtiges, fast menschliches Gesicht mit den von Perlen eingefassten Augen, der markanten Nase und den Brauen eine bestimmte Gottheit darstellen soll, die eventuell auch mit dem Totenkult in Verbindung steht. Das Fabeltier aus Reinheim steht speziell für den Bliesgau, es repräsentiert die Kultur, und die Geschichte der Region. Die Geschichte unserer Vorfahren, der Kelten und Römer, die vor Tausenden von Jahren schon den Grundstein für unsere heute schützenswerte Landschaft, den Bliesgau, gelegt haben. Der Wiedererkennungseffekt ist hoch, da es dieses Zeichen noch nicht gibt. Und gerade weil man auf den ersten Blick nicht so genau sagen kann, um was es sich denn da handelt, schaut man näher hin, prägt sich das Zeichen ein.

 

Plakatkampagne

Ich habe mit einigen wildfremden Menschen im Bliesgau gesprochen. Die meisten wussten, dass der Bliesgau Biosphärenregion werden soll, aber was genau das ist und welche Vorteile das bringt, wusste keiner so genau. Solange es keine größeren Aktionen gibt, mit denen die Aufmerksamkeit der Menschen auf die Situation gelenkt wird und sie sich bewusst werden, dass auch sie Einfluss auf das Projekt haben, wird sich da nicht viel tun. 

Ich wollte dazu kein Plakatmotiv, das großflächig eine Bliesgau-Landschaft zeigt. Mir hat die Idee gut gefallen, den Betrachter erst einmal mit einer Provokation zu konfrontieren. Mal ehrlich, auch wenn man in einem Kuhkaff wohnt und sich immer darüber ärgert, dass es nicht mal eine Post gibt, sobald jemand etwas Negatives über die eigene Heimat äussert, fühlt an sich verletzt und verteidigt sein Dorf. Und genau mit solchen Sprüchen wie „Auf‘m Gau is‘ doch nix los!“ will ich die Menschen provozieren. Man denkt automatisch „Heh, gar nicht wahr!“. Dann liest man darunter „Unsere Chance, das Gegenteil zu beweisen. Der Bliesgau wird Biosphärenregion.“. Natürlich veranlasst so ein Plakat die Menschen noch nicht, ihre Scheune an Feriengäste zu vermieten oder eine neue Streuobstwiese anzubauen. Aber man liest den Begriff „Biosphärenregion“ im Zusammenhang mit „Unsere Chance...“ und verbindet etwas Positives damit. Es geht darum, eine Grundlage zu schaffen für weitere Aktionen, in denen dann auch gezielter Informationen verbreitet werden können.



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