Auf dem Bürgersteig herumliegende Zettel hebe ich grundsätzlich auf und lese sie. Sei es aus kindlicher Neugier, eine Flaschenpost oder Schatzkarte zu finden oder aus einem eher kriminalistischen Interesse, mir zu überlegen, welche Person in welcher Situation diese Spur hinterlassen haben könnte.

Auch wenn sie vermutlich zumeist ihren Zweck erfüllt haben, schätze ich diese Unikate wegen ihrer ganz eigenen Ästhetik und ihrer kommunikativen Botschaften. Sie haben mehr verdient, als von der Straßen reinigung weggefegt zu werden.

In meiner Diplomarbeit nahm ich mich 166 Zetteln an, die ich innerhalb eines halben Jahres gesammelt hatte, archivierte und katalogisierte sie in meinem „Zufallsarchiv“. Der Katalog stellt gleichzeitig eine Motivkollektion dar. Künstlerisch umgesetzt habe ich ausgewählte Motive in großformatiger Darstellung, jeweils verteilt auf mehrere Holz tafeln, verpackt in bedruckten Faltschachteln. Die äußere Gestaltung der Faltschachteln und die puzzleartige Erscheinung der Motive spiegeln mein Interesse an Zetteln und am Entschlüsseln ihrer Botschaften wider. Diese Form der Aufbereitung soll den Betrachter einladen, hieran teilzunehmen.

Der Titel 9 x 9 leitet sich von der Größe des durchschnittlichen Notizzettels (9 x 9 cm, für Zettelbox) ab. Hierdurch inspiriert gibt es bislang neun Faltschachteln à neun Tafeln.

Die Diplomarbeit erhielt eine Auszeichnung vom ADC Nachwuchswettbewerb 2005.