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Kowalski, Maria: "Z" - Videoinstallation


Rosenbach, Ulrike (Prof.)    Freie Kunst  Mixed Media  Diplom  2005 SS   

 

„Die Ablehnung der Zigeuner dürfte kaum auf persönlichen Erfahrungen beruhen. In Deutschland schätzt man die Zahl der Sinti und Roma auf etwa 70 000. Ohne besondere regionale Schwerpunkte leben sie über das ganze Land verteilt. Die Chance, Angehörige dieser Minderheit im Alltag kennen zu lernen, ist gering. Die Ablehnung fußt nicht auf realen Erlebnissen, sondern auf einer kollektiven Überlieferung. Die Angehörigen der Mehrheitsbevölkerung lernen das, was sie über ‚Zigeuner‘ zu wissen glauben, aus Alltagsgesprächen, Romanen, Opern und Operetten, Filmen oder Presseberichten.

Die Vorstellung, Sinti und Roma seien heimatlose Nomaden, entspringt eher den Fantasien der Mehrheitsgesellschaft als der Wirklichkeit. Zwar lebte ein beträchtlicher Teil der Minderheit lange Zeit vom mobilen Gewerbe, vom Handel mit Textilien oder Kurzwaren, als Schmiede, Korb- und Siebmacher, als Musiker und Schausteller. Der größte Teil der Sinti und Roma im deutschsprachigen Raum ist jedoch im Lauf des 20. Jahrhunderts sesshaft geworden. Trotzdem kursiert das Vorurteil vom ‚Wohnwagenzigeuner‘ weiter, der auf grund seiner Lebensweise nicht in die Mehrheitsbevölkerung zu integrieren sei.

Das was die Mehrheitsgesellschaft über die Sinti und Roma zu wissen glaubt, hat kaum etwas mit der Realität und dem Alltag der Volksgruppe gemein. Schon der Begriff ‚Zigeuner‘ spiegelt das. Als homogenes Volk existieren ‚die Zigeuner‘ nicht. Sie gehören in Wirklichkeit verschiedenen Gruppen an, die in allen Ländern Europas und darüber hinaus leben. Jede Gruppe verfügt über eine besondere Identiät, die sich in derjeweiligen Eigenbezeichnung spiegelt.“

 

Aus: Brigitte Mihok und Peter Widmann: Hörensagen und Wirklichkeit, in: bpb Bundeszentrale für politische Bildung



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