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Bardesono, Pia: Freifahrt – Private Einblicke ins Schaustellerleben


Detzler, Burkhard (Prof.), Maksimovic, Ivica (Prof.)    Kommunikationsdesign    Diplom  2004 SS   

 

Meine Wahl des Diplomthemas traf ich ungefähr vor einem Jahr. "Schausteller", über diese Leute wollte ich meine Abschlussarbeit machen.

 

Das Saarbrücker Maifest war gerade im Aufbau und ich erinnerte mich an meine Kindheit, in der ich den Rummel noch mit leuchtenden Augen sah: Die bunten Lichter, die laute Musik, das Popcorn, die Zuckerwatte. Boxerbahn fahren mit Opa, Kirmesgeld von der Oma und drei Tage lang die Eltern nerven, wann man denn endlich zum Festplatz gehen darf, um die Traumwelt zu erleben. Und auch die Sicht, die ich als Erwachsene auf den Rummel hatte, das negativen Image der Schausteller, der "Schiffschaukelbremser", war ein Anreiz, hinter die Fassaden der Karussells und die Wände der Wohnwagen zu blicken, um zu sehen, wie diese Leute, von denen fast nichts nach aussen dringt, wirklich leben. Und um vielleicht letztendlich das Geheimnis meines Kindertraums zu entschlüsseln.

 

Die Recherchearbeit gestaltete Sich als schwierig, da die Literatur über das Schaustellergewerbe sehr spärlich ist. Deshalb machte ich mich schon im August 2003 auf die Suche nach einer Schaustellerfamilie, die bereit war, mir ihre Welt zu zeigen und mir von dem Leben als Schausteller zu berichten. Nach einer zweimonatigen Suche auf den saarländischen Festplätzen stieß ich auf Herrn Roos, ein Schausteller aus Losheim am See. Er war von meiner Idee begeistert und sofort bereit sich für mein Projekt zur Verfügung zu stellen. Nach einigen Gespräche mit Herrn Roos und seiner Frau, konnte ich mir ein vages Bild von dem Leben dieser Menschen machen. Mittlerweile war es schon Ende September, und die Reiseroute der Familie Roos sah nur noch vier Plätze vor. Da Bildmaterial und Informationen noch nicht ausreichend waren, machte ich mich Anfang November auf den Weg nach Hamburg zum Dom, einer Großveranstaltung, die dreimal jählich stattfindet, um zu fotographieren, meine Recherchen und die Informationen, die ich von der Familie Roos erhalten hatte, zu vertiefen.

Meine ersten Eindrücke waren sehr positiv, ich bekam aber auch Abneigung zu spüren, da die meisten Schausteller lieber unter sich bleiben möchten und nicht wollen, das etwas nach aussen dringt.

 

Nach meiner Recherche in Hamburg und dem Saarland hatte ich 1.300 Fotos und 9 Stunden Interviews und Tonbandaufnahmen. Ein Bildband erschien mir als geeignet um meine Erlebnisse und Eindrücke zu präsentieren. Der Rummel ist laut, bunt und schrill, das wollte ich in diesem Buch darstellen und duch die Gestaltug ausdrücken.

Der Buchtitel "Freifahrt" hat für mich mehrere Bedeutungen. Freifahrten sind auf der Kirmes rar und deshalb etwas ganz besonderes. So soll auch mein Buch sein. Ausserdem ist es eine "Freifahrt" durch meine Erlebnisse. Jeder kann umsonst in die Welt des Rummels eindringen und Erinnerungen aufleben lassen, denn schöne Erinnerungen an den Rummel haben wir wohl alle. Die "Geräuschkulisse zu Freifahrt", Orginaltöne von der Kirmes begleitend zu den Bilder, soll das Buch ergänzen.





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