zurück

Eichhorn, Julia: »Liebeserklärungen für Youtube & Co« experimentelle Animationskurzfilme


Maksimovic, Ivica (Prof.)    Kommunikationsdesign    Diplom  2008 SS  

 

In der letzten Zeit meines Studiums und in meinem Praxissemester wurde ich mehr und mehr in den Bann des Stoptricks gezogen. Die Faszination für das Einfache und der Grundgedanke, etwas zum Leben zu erwecken, haben mich motiviert, in die Welt der bewegten Bilder einzutauchen.  

 

Die drei entstandenen Kurzfilme »Hommage an Blixa Bargeld«, »Marquis de Sade« und »King Kong« sind das Ergebnis der Idee, Animationsfilme zu erstellen und diese auf einer Internetplattform ein Eigenleben beginnen zu lassen. Liebeserklärungen sind ein spannendes Experimentierfeld hierfür: Sie unterliegen nicht der strikten Umsetzung einer Spielhandlung, sondern einem übergeordnten Konzept (das sich durch die Personen ergibt). Darüber hinaus machen sie eine Serie verschiedener kurzer Sequenzen möglich, die großen Experimentierfreiraum zulassen und auch die Bewertungswilligkeit auf Youtube (als größte Video Plattform stellvertretend ausgewählt) anregen.  

 

Bei der Wahl der Persönlichkeiten ging es darum, verschiedene Charaktere zu finden, die jedoch zu einer homogenen Gruppe zusammenwachsen können. Blixa Bargeld, Marquis de Sade, King Kong und Muhammad Ali sind jeder für sich so düster wie spannend. Sie kommen aus verschiedenen Zeiten, sind aber dennoch in unseren Köpfen. Außerdem spielt bei allen die Liebe eine zentrale Rolle, ohne dass sie jedoch geglückt scheint. Was sie für Liebeserklärungen noch interessanter macht.  

 

Bei der Arbeit kam es mir darauf an, mit einfachen Mitteln auszukommen und so durch Reduzierung das Wesentliche herauszuarbeiten. So entschied ich mich, in dem Film von Blixa Bargeld mit Draht zu arbeiten. Der Draht ist starr, zugleich aber beweglich und markant. Als Bild für die als egozentrisch und komplex bekannte Person wählte ich die Drahtskulptur, die sich selbstgefällig zur eigenen Musik um sich selbst dreht und tanzt. Bei jeder Bewegung werden andere Formen sichtbar, von klar erkennbaren Gesichtszügen und Gesten bis hin zu kompliziertem »Gewirr«. Eine Zeichnung entsteht, die nicht nur in der Ebene sondern auch im Raum greift. Durch die Transparenz der Figur hebt sich die Trennung zwischen Skulptur und Hintergrund auf – eine Anspielung auf den in Blixa Bargelds Texten immer wieder vorkommenden Dialog zwischen dem Innen und Außen, der Zelle und dem Kosmos. Die aus Liedern zusammengestückelten Textfragmente als falsche Untertitel geplant, passen sich in das Lied ein und formulieren gemeinsam mit dem gesungenen Text die leicht morbide Liebesbotschaft.  

 

Dem »wahnhaft vom Laster besessenen« (Die offizielle Begründung für seine Einlieferung in die Irren-anstalt von Charenton) Marquis de Sade versuche ich mich mit einer abgründigen, düsteren Kerkersituation zu nähern. Als Bild für den »mit Stricken an die Last der eigenen Lüste gefesselten« entschied ich mich, Stricke zum Leben zu erwecken und zwielichtige Freiheiten in der Gefangenschaft ausführen zu lassen. Mit der beweglichen bis geschmeidigen Seite des an sich rauen und trägen Materials spielen – aber die Grobheit nicht verstecken. Diese Szene wird durch eine leicht blecherne, düstere Musik unterstrichen, die den Rhythmus der  Animation angibt.

 

Für King Kong, meinen großen Helden, der sich für seine Liebe aufgibt habe ich ein ursprüngliches, ehrliches und Temperamentvolles Mittel gesucht, und bin auf das Feuer gestoßen. von der »Buschfackel«, nach New York auf die Anzeigetafel eines Kinos und das auch noch mit Liebe verbunden kam ich auf Teelichte (die mir auch schon zahlreich beim »youtubeln« von Liebeserklärungen begegnet sind). Diese in einem 9 x 16 Raster ausgerichtet als Anspielung auf Kino und Leuchtreklame. Die Ästhetik wird durch die Einspielung des Originaltones des 30er Jahre King Kongs unterstrichen.  

 

Muhammad Ali soll der vierte im Bunde werden, der skizzenhaft für das Weiterführen des Projektes steht.  

 

Nun freue ich mich auf den ersten Schritt in die Öffentlichkeit über Youtube. Youtube, diese wahnsinnige Plattform des Massenmülls und der versteckten Schätze einmal selber ausprobieren. Die eigene Arbeit einem riesigen buntgemisch-ten Publikum zu zeigen und sie in den kommunikativen Prozess, der Wertungen und Meinungen einzuschleusen.    







zurück