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Herold, Barbara: Röhren - Interaktive Rauminstallation


Rosenbach, Ulrike (Prof.)    Freie Kunst  Mixed Media  Diplom  2007 SS  

 

Das SILO am Osthafen von Saarbrücken. In seinem Inneren verbergen sich zahlreiche leere Röhren und Kammern. Im angrenzenden Maschinenturm schraubt sich eine schmale, Schwindel erregende Wendeltreppe 40 m durch die acht Stockwerke des Turms in die Höhe.

 

Dort im ersten Stock lag sie. Eine Röhre, die aus dem Kollektiv der stehenden Röhren in die Waagerechte gestürzt, 30 m tief in die Wand reichte und in Form einer Riesen-Welle, einer u-förmigen Half-Pipe aus Holz, den realen kubischen Raum ausfüllte. Sie war in ihrer reinen Form nicht nur ein Objekt der Ausgewogenheit und Vollkommenheit, sondern auch Klang-Körper, Wiege zum Glück. Sie war ein Erlebnisraum für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Ort für Konfrontation und Grenzerfahrung. Sie war die Bühne. In ihr der Skater, Performer einer einmaligen Show.

 

Das Rauschen der Rollen begleitete den Skater bei seinem individuellen Trip durch die liegende Röhre. Schwang er sich in die runde Form und rollte in die Vertikale des Raumes, so animierte und komponierte er mit entsprechender Ausdauer, Höhe und Geschwindigkeit die projiezierte Röhre, holte acht Röhrenformen aus der Dunkelheit des virtuellen Raumes hervor und löste ihre festen Formen in hypnotische Lichtornamente auf.

 

Fünf verschlossene SILO-Röhren hatte ich geöffnet, sie mit Licht gefüllt und ihr verborgenes Innere sichtbar gemacht. Den Weg des wandernden Lichtscheins über den Stahlbeton der Röhren hielt ich fotografisch fest: Ringe, Segmente und vollständig ausgeleuchtete Röhren. Aus den Fototografien komponierte ich ein Video mit 1.200 Bildern (8 Röhrenwelten x 6 Komposition x 25 Einzelbildern), das über die Bewegung des Performers (die Fahrweise des Skaters), die Webcam als Sensor und über die Programmierung in der Software Pure Data gesteuert wurde.

Der Aspekt der Zufälligkeit bei der Auswahl der Röhren und Kompositionen in der Projektion spielte ebenso eine Rolle wie der Faktor Zeit. Der Performer wie auch der Raum waren der Prozesshaftigkeit dieser Arbeit unterworfen. Das Befahren der Rampe hinterließ seine Spuren. Auf dem Sperrholzbelag der Rampe vermischten sich Blut mit dem Abrieb der Rollen und dem Lack des Skateboard-Decks. Verletzungen, Prellungen,Schürfwunden und Verstauchungen zeichneten den Körper des ein oder anderen Skaters.

 

Elementarer Bestandteil der Installation war der Kreis, die geschlossene Unendlichkeit ohne Anfang und Ende. Er zeigte sich im Bauwerk und im neu geschaffenen Raum im Gleichmaß von Form und Bewegung, in der Rotation, in der Wiederholung und Wiederkehr, der Kontinuität und Geschlossenheit, im Schwindel und im Rausch.

 

Die Rampe im Raum sorgte für eine Menge Sprengstoff. Sie holte junge Damen auf die Bretter, Kinder turnten, Skate-Kids powerten sich aus und die Hardcore-Skater rockten sie bis an die Kante. Im Spiel mit der Schwerkraft wurden sie eins mit dem Raum. Im Juni 2007 wurde sie von Herrn O., Manager der Kunst-Silo-Veranstaltungen mißbraucht und zerstört.

 

Rampe aus Holz: 4,60 m lang x 3,30 m hoch x 3,45 m breit

PC, Webcam, Videoprojektor, Halogenlampe

Software: Pure Data, Video 0:48 min DV PAL

zwei C-Prints 140 cm x 100 cm, fünf C-Prints 80 x 50 cm, Holzleisten

 

 











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