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Marseille Whispers

ein audiovisuelles Projekt


Kubisch, Christina (Prof.)  , Stefan Zintel    Audiovisuelle Kunst/sound art  Rundgang, Exkursion  2010/11 WS  

 

Das Projekt MARSEILLE WHISPERS entstand als Folgeprojekt einer Exkursion nach Marseille mit dem Thema 'field recording' im Dezember 2009.

Eine Woche lang haben die Studierenden das Zentrum und die Umgebung der Metropole Marseille, sowie die vier Meilen vor ihr gelegenen Frioules Inseln erforscht und mit verschiedenstem Equipment Tonaufnahmen gemacht. Dabei ging es nicht nur um die typischen Klänge einer Metropole, sondern auch um die  kaum beachteten akustischen Ereignisse außerhalb der touristischen Ziele. Ständiger Begleiter bei den Aufnahmen  war sehr starker Wind, der die Klangaufnahmen zugleich inspiriert und erschwert hatte.   

 

Marseille, eine Brückenstadt zwischen Nord und Süd, ist mit ihrer extrem hohen Zahl an ausländischen BewohnerInnen schon immer eine spezielle Stadt in Frankreich gewesen: unbequem, ungebändigt, nicht konform. Hier finden sich afrikanische Stadtteile, die einen vergessen lassen, dass man in Frankreich ist. Selbst zahlreiche Abrisse, Umbauten und Sanierungen haben Marseille nicht im Charakter verändern können: Es ist nach wie vor ein Konglomerat verschiedenster Kulturen und Sprachen.

 

Die Absicht diesem komplexen Wesen der Stadt Rechnung zu tragen, sowie die während der Exkursion entstandene große Menge an Tonaufnahmen, Videos und Fotografien, verlangte nach einem besonderen Umgang mit dem Material.

So wurde bewusst eine prozessorientierte Arbeitssituation geschaffen, ohne ein Konzept für eine homogene, geschlossene Arbeit zu verfolgen. Mit den Aufnahmen aus Marseille wurde ähnlich verfahren, wie bei dem alten Kinderspiel "Stille Post" mit einem erdachten Satz: Bei dem Spiel wird innerhalb einer Gruppe, der Reihe nach, ein Satz von Ohr zu Ohr leise weitergeflüstert, wodurch sich die ursprüngliche Information, geprägt von den kleinen oder großen Missverständnissen, immer mehr verändert.

 

Bei MARSEILLE WHISPERS wurden Klänge und Bilder nach festgelegten Regeln "weitergeflüstert", bzw. weitergegeben:

Alle TeilnehmerInnen bringen einen Klang mit, den sie selbst aufgenommen haben und etwas Visuelles (Bild, Foto, Zeichnung, Gegenstand, etc.). Durch ein Zufallsverfahren wird dieses Material untereinander ausgetauscht. Das Visuelle dient als Ausgangspartitur für die Bearbeitung der Klänge, die man erhalten hat.

Das Ziel für das nächste Treffen war, daraus jeweils eine Komposition entstehen zu lassen mit der Hinzufügung eigenen neuen Klangmaterials.

 

Während der Arbeit wurden immer wieder neue Techniken und Gestaltungsmethoden angewandt. Das spielerische Element des Projektes erlaubte es jedem mit Kompositionsverfahren und Methoden der Partiturausarbeitung zu experimentieren.

 

Insgesamt entstanden über 80 Audiokompositionen und visuelle Partituren, die für den Rundgang 2011 zum ersten mal der Öffentlichkeit vorgestellt wurden.

 

Leitung: Prof. Christina Kubisch und Stefan Zintel

Technische Betreuung: Stefan Zintel

weitere Mitarbeit: Sunmi Han und Melanie Windl

TeilnehmerInnen: Szuszanna Barabas, Alexandra von Bassen, Sascha Dillmann, Sunmi Han, Philipp Hawlitschek, Daniel Henrich, Heegyu Heo, Teawan Kim, Seoryang Kim, Fatima Njai, Peter Strickmann, Melanie Windl

 

Abbildungen unten:

- Marseillefotos

- Ausstellungsansicht

- Partitur





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