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Hartmann, Benjamin: Funkhauskonzerte


Detzler, Burkhard (Prof.)    Kommunikationsdesign  Werbung  Diplom  2009 SS  

 

Entwurf einer Plakatserie zur Bewerbung radiosparten-übergreifender

Gratiskonzerte im Großen Sendesaal des Saarländischen Rundfunks SR

 

SR1 Europawelle, SR2 KulturRadio, SR3 Saarlandwelle, 103.7 UnserDing - das sind die einzelnen Programme, die unter dem Dach des Saarländischen Rundfunk firmieren.

Jeder Sender hat seine spezifische Zielgruppe. UnserDing richtet sich vornehmlich an jugendliche Hörer. Die drei übrigen SR-„Wellen“ sprechen reifere Altersgruppen an und unterscheiden sich im Wesentlichen durch kulturellen Anspruch, Informationsdichte und Unterhaltungswert. Dennoch haben alle vier Programme in ihrer Außendarstellung einen kleinsten gemeinsame Nenner: das Radiokonzert. Dieses Format wurde erstmalig durch den britischen Sender BBC  unter dem Titel "Live at the BBC" eingeführt – die dabei entstandenen Aufnahmen sind mittlerweile legendär und genießen Kultstatus. Seither hält nahezu jeder Sender eigene "Sessions" ab, bei denen geladene Bands oder Einzelkünstler im Studio auftreten. Dabei entstehen oftmals vor einem kleinen Kreis ausgesuchter Zuhörer einzigartige Aufnahmen oder Live-Ausstrahlungen. Auch die Radiokonzerte der SR-Programme steigern ihre Attraktivität durch ihre Exklusivität: So können Eintrittskarten nicht käuflich erworben werden - sie werden an die Hörer des jeweils als Veranstalter auftretenden Programms verlost. Dazu müssen potenzielle Konzertbesucher innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums im Sender anrufen, um sich ihr Radiokonzert-Ticket zu sichern.

 

Mit seinen exklusiven Radiokonzerten verfolgt der SR zwei Ziele:

1. Die Hördauer der Hörer soll verlängert und ihre Aufmerksamkeit gegenüber den gesendeten Inhalten erhöht werden.

2. Die Identifikation der Radiohörer mit „ihrem“ Programm soll gesteigert werden.

 

Zur Bewerbung der Radiokonzerte stelle ich nun eine Plakatreihe vor, in die folgende Vorgaben von Kundenseite eingeflossen sind:

1. Die Plakate aller vier Programme sollen eine einheitliche Gestaltungslinie aufweisen.

2. Die Plakate sollen einem hohen ästhetischen Anspruch genügen – sie sollen begehrt werden.

 

Zum Hintergrund: Konzertbesucher können ein Plakat zur Erinnerung und zu Dekorationszwecken mit nach Hause nehmen.

3. Um Konflikte mit dem Management der Künstler zu vermeiden, soll auf die konkrete Abbildung der auftretenden Musiker nach Möglichkeit verzichtet werden.

 

Zum Entwurf:

Nach einer Reihe von Kampagnen-Ideen, die das Prozedere des Gewinnens in den Vordergrund stellten, hab ich auf Wunsch des Kunden die Einzelveranstaltung wieder in den Fokus gestellt.

Kombinierte Gestaltungselemente aus der einem Programm zugeordneten Farbe (SR1: rot, SR2: gelb, SR3: grün, UnserDing: orange) und einem Muster - sogenannte „Patterns“ – schaffen nun ein einheitliches Erscheinungsbild für alle Zielgruppen – und bilden damit eine visuelle Klammer für die Plakate aller Programme. Dabei nehmen die zum Einsatz kommenden, verschiedenen

Muster Bezug auf den jeweiligen Bandnamen, die Stimmungslage der Musik oder - augenzwinkernd - auf den Charakter der Zielgruppe beziehen. Natürlich muss hierbei genau abgewogen werden, wo Grenzen zu setzen sind, um beispielsweise einen Fankreis nicht durch überspitzte Ironie zu verärgern.

Neben weiteren freien Assoziationen zur Musik sollte auch der Veranstaltungsort selbst in die Gestaltung einbezogen werden. Der Besuch eines exklusiven Live-Konzerts in dem Anfang der siebziger Jahre errichteten Sendesaal des SR auf dem Saarbrücker Halberg ist immerhin ein besonderes Erlebnis. Der schlichte Saal, mit leicht ansteigenden Zuschauerrängen, gleicht einem Kinosaal. Dunkle, glattpolierte Holzvertäfelung, riesige kreisrunde Deckenleuchter, sowie kleine quadratische, zu "Schnüren" aufgereite Seitenlichter lassen den Besucher in eine andere Welt eintauchen - man wähnt sich in einem Art-Deco-Ambiente. Dieser Tatsache verdankt der Sendesaal auch seinen besonderen Charme, der ihn davor bewahrt, die Gemütlichkeit einer überdimensionierten "Schuhschachtel" auszustrahlen.

Als Multifunktionssaal, der auch ein ganzes Orchester aufnehmen kann - und das ist einer seiner Hauptnutzen - erscheint er für manchen Anlass, wie etwa ein Popkonzert, das normalerweise in beengten kleine Clubs stattfindet, reichlich überdimensioniert. Doch gerade diese Großzügigkeit verleiht den Radiokonzerten jeder Stilrichtung eine gewisse Erhabenheit – die die Exklusivität des Anlasses unterstreicht.

 

 





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