Sieradzki, Maria: ATLAS OF NONEXISTENT PLACES
Kupferschmid, Indra (Prof.) Kommunikationsdesign Diplom 2015/2016 WS
Die Manipulation der Karte, das Erfinden von Ortschaften, Straßen und geografischen Eigenschaften kann nur funktionieren, wenn kartografische Konventionen eingehalten werden, wenn die Elemente als Teil der gesamten Karte akzeptiert werden können. Was passiert also, wenn alle inhaltlichen Daten frei erfunden sind und man nur gestalterische Entscheidungen zulässt? Sind Karten noch als solche zu bezeichnen, wenn man die Informationen, die sie wiedergeben sollen, negiert? Ein Informationsträger ohne Informationen? Was geschieht, wenn man Programme Karten anhand zufällig generierter Inhalte zeichnen lässt, jegliche politische, topografische, reale Fakten außer Acht lässt und so ganze nichtexistente Landstriche schafft? Informationen werden abstrakt, die zufallsgenerierten Darstellungen frei interpretierbar. Die Karte an sich wird als ein ästhetisches, nicht mehr zweckmäßiges Medium präsentiert. Phantomortschaften und -landstriche werden geschaffen, um nicht zu existieren. Ein Atlas zeigt die Ergebnisse und Anwendungen von Programmen und Generatoren, die nichtexistierende Orte, Städte, Landschaften und geografische Beschaffenheiten konstruieren, die frei mit eigenen Informationen gefüllt werden können, die abstrakt an kartografische Konventionen erinnern und keine Bedeutung haben, außer ihrer nicht existenten Existenz.
Mit fünfzehn selbstgeschriebenen Programmen lassen sich unter anderem topografische Grundkarten, Höhenkarten, Stadtpläne und geografische Darstellungen verschiedenster Art erzeugen. Einige wenige Parameter, die hauptsächlich die bildliche Gestaltung der Karten beeinflussen, lassen sich dabei vorher festlegen. Alle anderen, das Ergebnis bestimmenden Werte werden vom Code zufällig oder nach Wahrscheinlichkeiten gewählt. Jedes Programm ermöglicht so eine Vielzahl an verschiedenen Ergebnissen. Diese können in weiteren Schritten durch die Kombinationen mit den willkürlichen Resultaten der sieben Generatoren vermeintlich legitimiert werden. Namensgeneratoren geben fiktive Ortsbezeichnungen aus, Maßstäbe lassen sich ebenso zufällig generieren wie Autobahnnummern, Höhenangaben oder Koordinaten. Wirtschaftskarten können mithilfe beliebig zugeteilter Symbole Bedeutung und Möglichkeiten zur Interpretation erhalten.
Das generierte Kartenmaterial kann mithilfe einer selbstgebauten Zei- chenmaschine ausgegeben werden. Eine zusätzliche Abstraktion ist dabei durch das Ausgabegerät bedingt und ermöglicht so eine zusätzliche Zu- fallskomponente. Nicht existierende Gelände und Ortschaften werden so durch eine unübliche Darstellungs- und Wiedergabeart neu interpretiert und gestaltet, nachträglich eingefügte Daten verschleiert. Das Zeichengerät ist eine Möglichkeit, jegliche die Kartengestaltung betreffende Entscheidung vollends Programmen zu überlassen. Dabei entstehen genauso wie auch bei den generierten Karten unvorhersehbare Fehler – Ausgangspunkt der ganzen Untersuchung.
Website:
www.ATLASOFNONEXISTENTPLACES.com