Wlotzki, Raphael: Leitbilder - Eine Online Möbelkonzeption
Brandolini, Andreas (Prof.) Produktdesign Möbel- und Ausstattungsdesign Diplom 2015 SS
Orientiert ist dieses Möbelkonzept an einem Leitkegel, der als Sinnbild für den urbanen Raum steht. Sowohl die Maße, als auch einige Funktionen seines ikonischen und konischen Vorbilds sind auf den Entwurf dieses Designkonzeptes übertragen worden. So verfügt er - wie das Original - über ein Stangensteckprinzip, welches die drei aus Buche gedrechselten Komponenten zusammenhält. Die eingeführte Stange besteht ebenfalls aus Buche und ist angelehnt an die Formgebung von Leitkegelzusatzelementen (Reflektoren, Schilder) die man an handelsüblichen Leitkegeln anbringen kann. Außerdem erlaubt die konische Formgebung durch die Verwendung von Vollmaterial einen niedrigen Schwerpunkt wie bei seinem Vorbild, der diesem modularen Möbelprinzip seine Standhaftigkeit verleiht.
Zwischen den einzelnen, trapezförmigen Komponenten befinden sich mithilfe eines Lasers ausgeschnittene Gummimatten, die mit den Trapezen verklebt sind, wodurch das Objekt nicht wegrutschen kann. Zusätzlich hat diese Gummierung eine weitere Funktion. Denn zwischen den Trapezen lassen sich Platten anbringen, die durch das Gummi zusätzlichen Grip haben und geschützt werden.
Hier gelangt man auch schon zu der Formsprache, die an dem neuen deutschen Design der 80er orientiert ist. Man nahm sich passend zum Thema Leitbilder einen alltäglichen Gegenstand zum Vorbild und bringt damit einen bekannten Outdoor Gegenstand in die Heimischen Zimmer. Auf skulpturale Art und Weise wird die Form dieses Objektes aufgegriffen.
Gleichzeitig steht aber das Wort Leitbilder nicht nur für den Entwurf, sondern auch für das Vertriebssystem des massiven Leitkegels. Denn über eine Internetseite lässt sich das Objekt in vier Farbvarianten erwerben (Naturbuche, Schwarz, Weiß, Leitkegelorange). Der Gedanke hinter dem Vertriebssystem ist, das der Konsument je nach persönlichem Interesse zu seinem eigenen Leitbild wird. Mithilfe eines Fotouploads seines Wohnzimmers kann er sich von seinen persönlichen Interessen leiten lassen und diesen bewusst werden. Der Designer stellt hier lediglich Anwendungsbeispiele, die man sich auf der Internetseite in einer Slideshow ansehen kann. Auch die Funktion des Objektes obliegt durch die Ergänzung von Plattensystemen dem Verbraucher. Diese verhalten sich additiv zum Rest des Entwurfs, was auch zu den skulpturalen Entwürfen der 1980er passt. Eine Zurückorientierung ist durchaus gewollt, denn ein Ziel der Entwicklung war, ein mögliches Nostalgiegefühl oder ein Gefühl von Vertrautheit nicht auszuschließen. Inspiriert ist der Gedanke der Materialergänzung von Le Van Bos Hartz 4 Möbelkonzepten, in denen sich der Verbraucher angepasst auf den sozialen Status einrichten kann.
Ein Hauptziel des NDD war die Abwendung von der guten Form und das Schaffen eines fließenden Übergangs von Kunst zu Design, um neuere und stärkere Ausdrucksformen zu schaffen. Dieser Entwurf greift diesen Gedanken auf und erweitert ihn um moderne Vertriebsmöglichkeiten in einer Zeit, in der starke Ausdrucksformen immer wichtiger werden.
Abbildungen unten: