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Lee, Hanguk: Tierpräparat als Schwarzer Humor


Winter, Georg (Prof.)    Freie Kunst    Diplom  2017 SS  

 

In dieser Abschlussarbeit beschäftige ich mich mit der Frage, welche Grenzen oder Tabus mit einem Tier berührt und gegebenenfalls diskutiert werden können und sollten.

Mit einem Reh-Präparat fotografierte ich Spaziergänger, die mit ihrem Hund unterwegs waren. In Abgrenzung zum lebendigen Hund ist das präparierte Reh ein komplexes Objekt: es war früher lebendig, doch nach dem Tod ist es im Sinne des Tierpräparators mit verschiedenen künstlichen Materialien neu geformt worden. Das heißt, dass seine Figur nur bedingt natürlich scheint und je nach Kontext manchmal grotesk, unheimlich oder auch lustig wirkt.

Das Reh ruft in meiner Fotoserie eine Illusion hervor. Es ist in einem solchen Fall immer schwer, die Grenze zwischen Illusion und Wirklichkeit genau zu bezeichnen. Wenn man über die Darstellung der Wirklichkeit in einer künstlichen Welt nachdenkt, besitzt ein Tierpräparat ein gutes Potenzial für eine Repräsentation, sowohl im Foto als auch im Video. In meiner Fotoserie kann man den Spaziergänger mit seinem Hund und mit einem winzigen Reh, aber manchmal auch ohne Hund beobachten. Es scheint so, als ob die Leute mit einem lebendigen Reh im Alltag spazieren gehen würden. Tatsächlich handelt es sich um ein inszeniertes Foto mit einem ausgestopften Reh, welches ich der Situation auf der Straße oder im Park hinzugefügt habe. Eine Alltagssituation wird durch den Einsatz des Rehs verfremdet und unheimlich gemacht.

Wenn ich das Tierpräparat an einem offenen Ort zeige, reagieren nicht nur die Spaziergänger, sondern auch der Hund unterschiedlich. Mit dem starken Kontrast zwischen lebendigem Hund und ausgestopftem Reh möchte ich eine Vorstellung aus den Bereichen Alltag/Traum, Tod/Leben, Normal/Abnormal, Wirklichkeit/Illusion verschränken.



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