Follmar, Jochen: Stereo-Möbel
Hausig, Daniel (Prof.) Freie Kunst Diplom 2017 SS
Die Diplomarbeit „Stereo-Möbel“ steht als Entwicklung aus vorangegangenen Arbeiten, die sich mit bildnerischen und klanglichen Formen beschäftigen. Sie steht als Synthese bildhauerischer und klangkünstlerischer Arbeit, die zu einer Einheit gebracht werden.
Ausgehend vom Thema der Musik-Möbel der 50er und 60er Jahre werden zwei Skulpturen erstellt, die zentral in einer räumlichen Installation stehen, jedoch nicht reproduzierbares, gleichförmiges Design-Objekt sind, sondern eigenständige Plastik, in deren Konstruktion ähnliche, aber stets nicht gleiche Einzelteile zu einer räumlichen Struktur gefügt sind.
Die Rauminstallation besteht aus einer Zonierung einer Halle: einem „Sozialraum“, der durch transluzente Transparentpapierbahnen vom „Ausstellungsraum“ getrennt ist und einem „Ausstellungsraum“.
Im Sozialraum steht ein selbst gestalteter Tisch sowie Sitzmöbel; er gibt Gelegenheit zur Kommunikation, dem menschlichen Austausch.
Der Ausstellungsraum der ehemaligen Industriehalle wird durch die Klangskulpturen bestimmt. Daneben gibt es eine sitzhohe Bühne von ca. 6 m² sowie eine Wand mit Zeichnungen und eine Abbildung von Skizzen zum Stereo-Möbel.
Die Skulpturen bestehen aus einer räumlichen Struktur aus gefrästen Einzelteilen sowie, einem Möbel ähnlich, angegliederten Stereo-Boxen. Sie stehen in einem flachen Winkel zueinander im Raum und sind zentrale Objekte, die durch ihre bildnerisch formale Ausprägung sowie durch den von ihnen ausgehenden Klang in den Vordergrund treten.
Formal sind die Körper, die an Gefäße erinnern, aus Einzelteilen gefügt, aus Materialien, die aus dem Baustoffhandel genommen sind und eine Bearbeitung durchlaufen haben. Anfänglich steht die Skizze einer Vase, die handzeichnerisch in Schichten dekonstruiert wird, die, einem Gitter gleich, mit Abständen versehen eine räumliche Struktur ergeben. Die Handzeichnungen wurden digitalisiert, weiter am Computer bearbeitet und über eine CNC-Fräse in Multiplex Birke dargestellt. Durch die direkte Übertragung der analogen Handzeichnung in die digitale Darstellung der CNC-Fräse bleibt der zeichnerische Duktus in der Plastik erhalten.
Durch die räumliche Fügung mit einer zersägten 50er Jahre Tischplatte aus Spanplatte mit Resopal und 70er Jahre Hifi-Boxen entstehen zwei Klangskulpturen, wobei die Wahl der Materialien auch eine zeitlich historische Komponente hat, die den Wandel von Analog zu Digital darstellt, und hiermit wird die jetzige Zeit, die der Digitalen Revolution angeschnitten und thematisiert.
Auch im Sound, der digital als Echtzeit-Synthese in einem Ein-Platinen-Computer erzeugt wird, zeigt sich dieses Thema. Das Stereo-Möbel erzeugt im Gegensatz zum Musikmöbel der 50er Jahre abhängig vom Zufall ständig neue Töne und Tonreihenfolgen, anstatt eine Klangkonserve einer Musikalischen Performance wiederzugeben.
Der performative Charakter der Arbeit zeigt sich in wiederkehrenden Klangereignissen, die verschieden sind und sich über den Ablauf der Zeit erstrecken, wobei der Künstler die Performance an den Computer abgibt, indem er ihn zufällig aus vorgegebenen Parametern auswählen lässt.
Abbildungen: