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Festplatten


Kubisch, Christina (Prof.)    Freie Kunst  Mixed Media  Rundgang  2007/2008 WS  

 

Was bedeutet Erinnerung?

In unserer gegenwärtigen Kultur wird sehr viel Kunst angehäuft und Kunst- und Musikhistoriker graben immer noch weiter in der Vergangenheit, um das Kulturleben mit neuen Funden anzureichern,die jedoch nur Dokumente sind. Zusätzlich ist unsere Zeit mit sehr guten Speichermedien versorgt, die Informationen jeglicher Art an jedem Ort dienstbar machen. Aber nicht nur in der Kunst, auch in allen anderen Bereichen, die mit dem Archivieren, Vermitteln, Einordnen und dem Aufbewahren von vergangenen Ereignissen, beschäftigt sind, stellt sich die Frage nach der Authentizität des (Nach)Erlebens anhand von Dokumenten. Mehr und mehr geht dem Publikum das Bewusstsein dafür verloren, dass Erfahrung nicht etwas ist, über das man jederzeit verfügen kann und auch nicht sollte, sondern an ein eigenes Erleben anknüpfen muss, um mehr als Wissensinformation zu sein.

 

Bei der Konzeption der Ausstellung ging es als Ausgangspunkt um den Vergleich von zwei verschiedenen Arten von „Festplatten“: Gedenktafeln und Grabplatten aus Stein (oder anderen festen Materialien wie Glas oder Metall ) von Friedhöfen und die immer leistungsstärkeren und leichter werdenden digitalen Disks.

Zu Beginn des Projektes besuchten wir zwei aufgelassene (also nicht mehr zu Begräbniszwecken dienende Friedhöfe in Saarbrücken), auf denen viele Steine kaum noch lesbar waren, überwuchert und rückerobert von der Natur, aber auch zerstört durch Vandalismus. Gleichzeitig gab es Recherchen zu Techniken, Haltbarkeit und Speicherungsmöglichkeiten der digitalen Archive im Internet. Ganz unterschiedliche Themen wie Internetfriedhöfe, die erzählten Erinnerungen alter Menschen, die Erfahrung von Trauer und Tod, die Umsetzung von Barcodes in ein kompositorisches System oder auch die Verständlichkeit elektronisch verschlüsselter Informationen bewegten jeden Teilnehmer zu einer sehr persönlichen künstlerischen Arbeit.

 

Mit den Medien Klang, Video und Fotografie wurden sechs raumbezogenen Installationen im Dachatelier der HBKsaar und in einem Kellerraum als Gemeinschaftsprojekt für den Rundgang 2008 realisiert, die das Publikum einluden, durch Kunst die eigenen Erinnerungen wachzurufen.

 

Projektteilnehmerinnen:

Sunmi Han, Fatima Njai, Melanie Schulz, Melanie Windl, Maya Wittinger

 

Idee, Konzept und Projektleitung:

Prof. Christina Kubisch

 

 



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