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Dimitrova, Irena: Grenze


Hausig, Daniel (Prof.)    Freie Kunst  Malerei  Diplom  2007 SS  

 

Die Grenze trennt, die Grenze teilt, sie taucht und löst sich auf.

 

Meistens assoziieren wir die Grenze mit etwas Negativem, etwas das uns einschränkt, das uns bremst und uns aufzeigt, dass unsere menschliche Erkenntnis nicht unendlich  ist. Aber oft ist die Grenze auch eine Herausforderung für uns, die uns dazu antreibt, uns ihr zu nähern und zu überwinden. Man kann sie sowohl als Endpunkt, als auch als Übergangszone betrachten, die das Spezifische den beiden Grenzbereichen aufnimmt und  absorbiert.

 

Am Anfang stand die Idee des Bildes des Horizonts, der ein Teil der Landschaft ist, welcher sich mit dem Thema Grenze verbindet. In unserer Wahrnehmung ist der Horizont eine Linie, hinter die unser Blick nicht reichen kann, und somit zu einer Grenze für unsere Sinne wird. In der Natur aber, ist der Horizont auch ein Berührungspunkt zwischen Himmel und Erde, ein Ort, wo zwei Unendlichkeiten einander begegnen und sich gegenseitig aufnehmen. Diese Zwiespältigkeit des Begriffes hat mich neugierig gemacht, also habe ich mich auf das Thema Grenze eingelassen.

 

Was ist die Grenze? Ein Fluss, ein Baum, eine Mauer...? Ein Stoppschild auf der Straße oder ein Punkt am Ende eines Satzes? Ist sie immer sichtbar oder manchmal auch unsichtbar? Ist sie eine intuitive Linie in uns selbst, die wir uns nicht trauen zu überschreiten, oder haben wir Angst davor? Und wenn wir den Schritt gemacht haben, liegt sie wirklich hinter uns, oder ist eine Neue, weit vorne, entstanden?

 

Der Ausgangspunkt für meine Arbeit waren Fotos von meinem Schatten, mit denen ich mich lange Zeit beschäftigte. Das Thema des Schattens, unseres ständigen Begleiters im Alltag hat mich gereizt und mich dazu gebracht, die Fotos als Vorlage für meine Malerei zu verwenden. Im Laufe der Arbeit verwandelte sich der Schatten in eine Silhouette. Dabei habe ich mich den Medien Malerei und Fotografie bedient.

 

Ursprünglich ist die Malerei subjektiver als die Fotografie. Der Künstler hat einen direkten Kontakt zu der Leinwandoberfläche. Seine Gedanken lenken die Hand, der Pinselstrich und die Farbgebung sagen viel über seine innere Welt aus. In der Fotografie hingegen, ist noch ein Vermittler zwischen dem Objekt und dem Subjekt vorhanden - die Kamera, das zusätzliche, technische Element. Sie entscheidet schon die Wahl des Bildausschnitts. Das Fotobild ist näher an der Realität und objektiver als die Malerei. Die Eigenschaften dieser beiden Medien verwende ich für meine Arbeit, um zwei parallele Bilderreihen zu schaffen, die einander beeinflussen und sich gleichzeitig ergänzen.

 

In der Malerei suche ich den subjektiven Anfang und gehe emotionaler vor. Die Atmosphäre des malerischen Raumes, rund um die Silhouette, ist von zentraler Bedeutung. Sie ist der Stimmungsträger. Mein Wesen ist mit der Welt im Einklang, ist ein Teil von ihr, ich aber bleibe dabei autonom, indem ich meine Silhouette behalte. Hier bin ich impulsiv in der Farbgebung und lasse mich von Pflanzenformen inspirieren, die einen Bezug zu der Naturlandschaft darstellen.

 

In der Fotoserie habe ich Schwarzweiß- Aufnahmen gemacht und nach einer einfachen, lesbaren Bildersprache gesucht, um den Kontrast zwischen den beiden Medien zu verstärken. In der Malerei ist die Silhouette anonym, jeder kann sich selbst in ihr erkennen, aber in der Fotoserie stehe ich hingegen mit dem Gesicht zum Betrachter. Ich bin der Hauptdarsteller, die Impulse gehen von mir aus.

Das Thema der Grenze taucht nicht nur an dem Punkt auf, wo sich die Silhouette und das Fotobild begegnen, sondern auch in den einzelnen Fotos. Hier ist der Bilderrand auch eine Grenze, an die ich stoße. Gleichzeitig verfolge ich die Idee einer Bildfolge, in der die Figur einem unsichtbaren Faden nachgeht, der sie zu der Kulmination der Fotoserie führt.

 

Die beiden Bilderreihen tendieren zueinander und treffen sich an der Stelle, wo sie eine unsichtbare Grenze trennt. Auf der einen Seite befindet sich die Silhouette, auf der anderen Seite stehe ich, strecke die Hände aus und blicke zum Himmel.

 

 

Abbildung oben:

Ausschnitt aus o.T., Öl auf Holz, 60x80cm

 

Abbildungen unten:

o.T., Öl auf Holz, 40x70cm

o.T., Öl auf Holz, 50x60cm

o.T., Öl auf Holz, 55x65cm

o.T., Öl auf Holz, 60x80cm







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