Künstlerisch praktisches und kunstwissenschaftliches Blockseminar

Burgruine, Industrieruine, Neubauruine – Gebäude sind Zeitspeicher und enthalten gerade im Verfallszustand Zukunftspotentiale. Die historischen Burgruinen wurden für altertümliche Kriegführung und abgeschaffte Zollgrenzen irgendwann nicht mehr gebraucht. Ohne Funktion wurden sie als architektonische Zeichen frei und konnten so zu sichtbaren Fixpunkten einer völlig neuen Sicht auf Landschaft und Natur im frühen 19. Jahrhundert werden. Gerade in der Nutzlosigkeit ihres vergangenen Zwecks liegt die gegenwärtige Kraft und das zukunftsgerichtete Entwurfhafte der Ruine. Ruinen fordern zum Innehalten und Nachdenken auf: Was fand hier in der Vergangenheit statt und wie soll es in Zukunft hier aussehen? Melancholie und Optimismus bedingen einander.Wenn Ruinen bewohnt, benutzt, umgenutzt und neu interpretiert werden, erlösen sie das heutige Individuum aus dem Gefängnis der Punktzeit, der ausschließlichen Geltung der Gegenwart, verkörpert im permanenten digitalen Aktualitätsstress. Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist in diesem Sinn eine bewohnte Ruine. Das Seminar untersucht praktisch-künstlerisch und theoretisch reflektierend die Implikationen des Begriffs „bewohnte Ruine“ für das Saarland.