Leonardy, Leonore (Lehrbeauftragte) | Winzen, Matthias (Prof. Dr.)
Freie Kunst, Kommunikationsdesign, Kunsterziehung, Media Art and Design, Produktdesign
_ Theorie (Seminar, Vorlesung) (deprecated)
Beginn: 01.11.13




Fr


14-tägig
OrtSeminarraum I
LeistungskontrolleVorlage und Präsentation von Arbeitsergebnissen, Vorlage und Präsentation von Projektergebnissen, Referat/Hausarbeit/Klausur
Erreichbare Creditpoints4

Aggressive Behutsamkeit und charismatisches Kuratieren

Um was geht es in der Kunst? – Bazon Brock: „Wenn seit 600 Jahren irgendetwas ein Alleinstellungsmerkmal der europäischen Entwicklung gegenüber der großen, großen Welt zu kennzeichnen vermag, dann ist es die >Ausdifferenzierung< der Künste und Wissenschaften […] Mit der allerchristlichsten Auszeichnung von Menschen als Kindern Gottes wurde zwar dem Konzept der Individuierung vorgearbeitet – heute noch im Grundgesetz als unantastbare Würde jedes einzelnen Menschen verankert; aber zur Mündigkeit reiften die Individuen erst als Autoren aus eigenständiger Geisteskraft und aus dem Streben nach Erkenntnis ohne Anleitung/Zensur Dritter. […]

Wieso konnten sich die Autoren als [neue, selbständige] Autoritäten etablieren? Sie waren gezwungen, gerade weil keine Macht hinter ihnen stand, ihre Aussagen als Bilder, Texte, Kompositionen so >interessant< zu gestalten, dass man ihnen weder nur in der Furcht vor Bestrafung für Missachtung, noch in der Hoffnung auf Belohnung für Zustimmungsschmeichelei folgte – es ging vielmehr um die Sachen selber. Gegen diese Attraktivität künstlerischer und schließlich wissenschaftlicher Aussagen zu Gott und der Welt kamen die herkömmlichen Vergewisserungsformeln religiös-kultureller Instanzen nicht an.

 

“Wie soll das organisiert werden?

Ein Kurator ist dafür zuständig, etwas zu umsorgen oder besorgen, sich Sorgen zu machen oder Sorge zu tragen (von lat. „curare“). Charisma hat, wer über gewinnende Ausstrahlung verfügt und Macht über andere ausübt, ohne dass es diese Anderen stört. Eigentlich passen die Aufgaben eines Kurators – typischerweise im Archiv, am Schreibtisch und hinter den Kulissen – nicht zum notwendigerweise öffentlichen Auftreten des Charismatikers. Andererseits: Von Kuratoren wird heute zunehmend erwartet, dass sie ihre Ausstellungsthemen und Ideen öffentlichkeitswirksam vertreten und sogar mehr als die gezeigte Kunst selbst zum Zeitungsthema werden.

Erfolgreiches Kuratieren scheitert nicht an diesen Widersprüchen, sondern nutzt sie ohne Angst vor Konflikten mit einer Öffentlichkeit, die zu gerne missversteht.


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