Ausstellung Olaf Metzel

17. Dezember 2010 bis 29. Januar 2011

 

Olaf Metzel (* 1952 in Berlin) zählt zu den wichtigsten deutschen Bildhauern der Gegenwart. Sein vielgestaltiges Schaffen umfasst viel beachtete Großskulpturen im öffentlichen Raum und skulpturale Denkstücke in kleinem Format, kraftvolle Zeichnungen und subtile Reliefs, Porträtköpfe und installative Interventionen. Der documenta-Teilnehmer positioniert sein Schaffen in die öffentliche Diskussion als dem natürlichen Lebensraum heutiger Kunst. Er gehört zu den wenigen, deren Arbeiten ebenso bei Kunstexperten wie beim breiten Publikum Resonanz finden. Mit seiner künstlerischen Biografie und als ungewöhnlich erfolgreicher Hochschullehrer ist Olaf Metzel heute der einfluss- und folgenreichste Bildhauer seiner Generation in Deutschland.

Das Eigenartige und Neue an den Objekten, Installationen und Interventionen, die Olaf Metzel seit den frühen 1980er Jahren entwickelt hat, könnte „performative Skulptur“ genannt werden. Skulptur und Raum treten bei Metzel in einen neuen, anderen Austausch. Immer nehmen Metzels Arbeiten nicht nur Bezug zum physikalischen und architektonischen Umraum auf, sondern auch zum sozialen, urbanen und gesellschaftlichen Raum. Bei Metzel ist Produktion Provokation, also Hervorrufen von Bewusstsein über die Arten von Raum, in denen sich der Betrachter gerade befindet, wenn sich sein Blick in einer Gitterstruktur, einem Geflecht, einer Treppenspindel oder – wie in der Galerie der HBKsaar – im verkeilten Ineinander von Tischen und Stühlen verfangen hat. Ist „Klassenraum“ ein Ort in der Schule oder eine soziologische Abgrenzung zwischen verschieden wohlhabenden Bevölkerungsschichten?

 

Die Installation

Eine Zeitungsmeldung war der Auslöser für die raumgreifende Installation „ichhasseschule“ (2010). Die Meldung handelte von einem Hilfsprojekt in Malavi, der Schulgründung in dem fernen südostafrikanischen Land, und wurde illustriert mit einem Pressefoto von der skulptural spektakulären Anlieferung der Schulbänke auf einem kleinen LKW. Die Hilfsaktion lenkt den Blick in die Ferne, die Schulbänke lenken Metzels Blick auf das ganz Nahe: Bildung als neuer „Rohstoff“ unserer postindustriellen Gesellschaft. Der Titel der Arbeit wirkt wie in langweiligen Unterrichtsstunden in den Schultisch gekratzt. Metzels wilder Stapel von Schulbänken fragt nach dem Potenzial jugendlicher Energien. Sind die hässlichen Standardmöbel in kreative Unordnung gebracht, beginnt etwas Neues? Oder regieren Frust und Zerstörung?

In dieser Anfang des Jahres entstandenen Arbeit finden sich einige Aspekte gebündelt, die viele Werke des Bildhauers kennzeichnen: Zerschlagen und Zerschneiden als bildhauerische Konstruktionsweise, Anschein des Beiläufig-Zufälligen bei präzisester Wirkungsplanung, die fotografisch auf den Moment bezogene Festlegung von Ort und Anblick, die teilweise gewaltsamen bildhauerischen Formungen und Materialveränderungen als sich selbst darstellende, mitten in ihrer Dynamik schockhaft angehaltene Gesten des Künstlers.

Die Schulbänke stammen aus einer Entrümplung der Marienschule in Saarbrücken und wurden, zusätzlich zu den Nutzungsspuren aus dem Schulbetrieb, von Studierenden der HBKsaar in Absprache mit dem Künstler „vorbehandelt“. 

 

wissenschaftliche und organisatorische Mitarbeit: Katharina Ritter, Jan Engels

verantwortlich: Prof. Dr. Matthias Winzen