Theorie (Seminar, Vorlesung) (8 ECTS)
11:00 - 19:00
11:00 - 19:00
11:00 - 19:00
11:00 - 19:00
11:00 - 19:00
Ist Kunst im Nationalsozialismus als Kunst ernst zu nehmen? Die immer wieder nach 1945 praktizierte Negierung des Kunstcharakters im Nationalsozialismus ist der anhaltende Versuch einer regenerierten bürgerlichen Bildungselite, sich und »ihr« Prinzip »Kunst« von einer lastenden Vergangenheit und Mitverantwortung für diese deutsche (Kunst)Geschichte freizuhalten. Man muß fragen, warum und wie es dazu kommen konnte, daß das einst so hehre Prinzip »Kunst«, sein bürgerlich-aufklärerischer, humanistischer wie erkenntnisorientierter Anspruch, gegenüber der nationalsozialistischen Herrschaft im Einverständnis des Bürgertums selbst preisgegeben wurde. Die pauschale Qualitätsverneinung von Kunst im Nationalsozialismus, die grundsätzliche Negation ihres Kunstcharakters nach dem Motto, daß nicht sein kann, was nicht sein darf, ist offensichtlich Teil eines Verdrängungsprozesses nach 1945 und Strategie der Entsorgung von Geschichte. Schon die gebräuchliche Rede von der »Nazi-Kunst« ist problematisch, behauptet sie doch eine Distanz, so als habe man mit der Sache nichts zu tun und könne im Schein von besserem Bewußtsein auf der richtigen Seite der wahren Kunst die falsche nicht zur Kenntnis nehmen.
Kunst im Nationalsozialismus als Kunst verstehen heißt, in der sorgfältigen Analyse künstlerischer Arbeiten, die Bereitschaft der Künstler zu benennen, naiv, eilfertig, mit politischer Überzeugung Vorstellungen und Handlungen des Herrschaftssystems mitzutragen, zu umhüllen, zu überhöhen oder sich ihnen einfach anzupassen. Solche Bereitschaft ist in der Ernsthaftigkeit dieser Kunst sinnlich konkret vermittelt und gegenständlich. Dies impliziert ein Insistieren auf den potentiellen, professionellen Qualitäten der Kunstwerke, und das meint zugleich ein Insistieren auf eine Mitverantwortlichkeit derer, die jene Bereitschaft als Produzenten und Rezipienten im Nationalsozialismus bestätigen.
Das Seminarprogramm
In einer ersten Einheit sollen Primärquellen nationalsozialistischer Kunsttheoretiker und Ideologen ausgewertet werden. Sie sollen eine Grundlage der ästhetischen Konzepte nationalsozialistischen Kunstverständnisses aus der Binnenperspektive vermitteln.
In einer zweiten Einheit soll es um das Problem der Rekonstruktion, der narrativen Perspektive, gar Konstruktion der nationalsozialistischen Verbrechen gehen. Jeder Film, ob Dokumentation oder Spielfilm, jede Darstellung, sei sie wissenschaftlich oder fiktional, ist dabei auch immer eine bestimmte Form der Ästhetisierung der Verbrechen. Doch was könnte eine »angemessene« Form sein? Gibt es sie überhaupt?
Begriffe wie Rekonstruktion, Narrativität, Konstruktion, Zeugenschaft sind in der modernen Philosophie elementare Begriffe, sie werfen die tradierten Fragen nach dem Gehalt von Rationalität, Realität oder Wahrheit auf.
Anhand ausgewählter Texte soll das Seminarthema erschlossen werden; ergänzt durch Bildbeiträge und Filmvorführungen.
Die Lehrveranstaltung wendet sich an Studierende aller Fachrichtungen. Ein benoteter Schein kann durch die Übernahme eines Kurzreferats 10-15 Min. für alle Modulstufen erworben werden.
Die Blockveranstaltung ist für alle interessierten Teilnehmer offen.
Eine Vorbesprechung sowie die Vergabe von Referaten findet am Dienstag, 05.06.2018, 14:00–16:00 Uhr, an der HBKs, Seminarraum II, statt.
Anmeldeverfahren per E-Mail: v.boehnigk@hbksaar.org
Anmeldefrist bis zum: 01.06.2018
Teilnahmebeschraenkung keine